Historie
Kurzüberblick
Ausführliche Historie
Vor der Lagerstättenentdeckung
1533 – 1550er Jahre
1550er Jahre – 1618
1618 – 1660er Jahre
1660er Jahre – 1716
1716 – 1763
1763 bis 1821
1821 bis 1851
1851 bis 1876
1876 bis 1910
1910 bis 1924
1924 bis 1934
1934 bis 05.05.1945
Mai 1945 bis 1990
seit 1990
Zeittafel
1200 bis 1731
1734 bis 1909
1910 bis 1994
Kurzüberblick
Die bergmännische Erschließung und Besiedlung des oberen Osterzgebirges ging von Graupen (heute: Krupka/Tschechien) aus. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts bestand dort bereits eine böhmische Ansiedlung, die ihre Entwicklung zur Bergstadt und zum Wohlstand reichen Zinnerzlagerstätten verdankte. Bei der Erzsuche drangen die Bergleute auch weiter gegen den Erzgebirgskamm im Norden vor und wurden schließlich mit reichen Erzanbrüchen belohnt. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts ist im größeren, böhmischen Teil der Zinnwalder Lagerstätte der Tiefbau nachweisbar. Im kleineren, sächsischen Teil begann die Zinnerzgewinnung erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Diese Erzfunde waren Anlass für die Gründung der Bergorte Böhmisch – Zinnwald (heute Cinovec / CR) und später von Sächsisch – Zinnwald. 1953 bildete sich am letztgenannten Ort durch Zusammenschluss die Gemeinde Zinnwald – Georgenfeld. Sie ist 1994 durch Eingemeindung ein Ortsteil der nahegelegenen bekannten Bergstadt Altenberg geworden. Der traditionsreiche Bergbau beschränkte sich zunächst auf die Gewinnung von Zinnerzen, in der Mitte des 19. Jahrhunderts kam der Abbau von Wolframerzen dazu, und seit 1890 wurde außerdem noch „Zinnwaldit“ (Lithiumglimmer) bis zum Ende des 2. Weltkrieges gefördert. Der im Jahre 1686 angesetzte Tiefe-Bünau-Stollen war der wichtigste Stollen für alle Zinnwalder Reviere und damit die Lebensader für das Bergbaugeschehen beiderseits der Landesgrenze. Mit Beendigung des 2. Weltkrieges wurde wegen Erschöpfung der Erzvorräte der Bergbau in Sächsisch-Zinnwald eingestellt. Erst im Jahre 1990 erfolgte die Betriebseinstellung des Grubenbetriebes auf tschechischer Seite in Cinovec. Seit 1969 sind die Grubenbaue im deutschen Lagerstättenteil über viele Jahre hinweg wegen möglicher Bergschadengefährdung für die Oberfläche mit großem Aufwand verwahrt worden. In den Jahren 1990 – 1992 wurde durch umfangreiche bergmännische Sicherungs- und Herrichtungsarbeiten im Tiefen-Bünau-Stollen ein räumlich sehr ausgedehntes Besucherbergwerk geschaffen.
Die Zeittafel zur Bergbau- und Ortsgeschichte gibt einen Einblick in die historische Gesamtentwicklung des „Bergfleckens“ Zinnwald von den Anfängen bis zur Gegenwart.
Ausführliche Historie
Vor der Entdeckung der Zinnwalder Lagerstätte
Die Lagerstätte von Zinnwald wurde lange nach dem spätmittelalterlichen auf Erzgängen beruhenden schwachen Zinn-, Kupfer-, Eisen- und vereinzeltem Silberbergbau in der Grundherrschaft Lauenstein erst etwa 1530 entdeckt. Sie erwies sich aber sofort als eine bedeutsame Lagerstätte für die Grundherren und die damit verbundene wirtschaftlich-kulturelle Entwicklung des Osterzgebirges.
In der Zeit um 1240 wird der Abbau von Zinnerz im böhmischen Krupka (Graupen) erwähnt, welcher um 1300 zu einer ersten Blüte kam. Ab 1402 ist einfachste Bergarbeit auf Zinnseifen im Gebiet des oberen Seegrundes und am Bornhauberg in der Umgebung des späteren Böhmisch Zinnwald nachweisbar. 1466 werden im Graupner Stadtbuch auf dem „Czinnwalde“ erneut Zinnseifen genannt, die im Seegrund gelagert haben könnten. Für 1520 wird eine Zwittermühle auf der Fischerschen Wiese auf dem Zinnwald erwähnt, deren halben Mühlzins Rudolf von Bünau auf Lauenstein als zuständiger Grundherr der Neugeisinger Kirche verschrieb.
1533 bis 1550er Jahre
Nach der Entdeckung der Zinnvorkommen erfolgte ein rasche, im Anschnitt des Granits flächenhaft ausgedehnte und oberflächennahe Erschließung der Lagerstätte. Anfängliche kleine Tagebaue entwickelten sich dabei zu ungeordneten Tiefbauen. Bergbaulich entstanden somit erstmals zahlreiche Haspelschächte, einige tagesnahe, kurze Stolln und kleine Pochwäschen an den Wasserläufen und in der Ortschaft Geising. Der Lauensteiner Bergmeister hatte mit seinem Berggeschwornen die Aufsicht.
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Diese erste bergbauliche Periode ist durch einen raschen Aufschluss und den Abbau der oberflächennahen Zinnerze auf beiden Seiten der Sächsisch-Böhmischen Landesgrenze gekennzeichnet. Die Grenzlinie über der Lagerstätte wurde im Zuge der Grubenfeldverleihungen in den drei aneinanderstoßenden Grundherrschaften Lauenstein, Bilin und Graupen auch genauer festgelegt. Für das Jahr 1533 sind im Graupner Bergbuch die ersten Grubenverleihungen auf dem Graupner Teil der Lagerstätte registriert. Weitere Verleihungen häufen sich dann ab 1538. In dieser Zeit wurde der Bergbau in Böhmisch-Zinnwald zu fast zwei Dritteln von sächsischen Bergleuten und Gewerken aus der Gegend von Altenberg und Geising betrieben. Im ersten überlieferten Bergbuch der Grundherrschaft Lauenstein, das 1554 einsetzt, werden bereits einmal bebaute Grubenfelder, nachdem sie ins Freie gefallen waren, erneut verliehen. Weiterhin gibt es Hinweise auf eine grundherrschaftliche Bergordnung aus dem Jahr 1546, die von dem im Montanwesen erfahrenen Günther von Bünau erlassen wurde.
1550er Jahre bis 1618
Es kam zu einer ersten Blütezeit der Montanproduktion auf Zinnerze in den Flözen und Gängen, die bis zum Niveau Oberer Bünau Stolln in etwa 30 m Tiefe abgebaut werden konnten. Infolgedessen kam es zur Erweiterung der von grundherrschaftlichen Beamten organisierten technisch-ökonomischen und bergrechtlichen Prozesse bei der Montanproduktion auf die niederen Metalle Zinn und Eisen (Direktionssystem).
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Bedingt durch den geologischen Bau der Lagerstätte mit ihren untereinander liegenden erzhaltigen Flözbahnen erkannte man bald die Reichhaltigkeit an Zinnstein (SnO2). Dies gab Anlass für die Entwicklung eines ersten oberen Hauptstollniveaus vom Lauensteiner Gebiet aus. Nachdem der Stolln anfänglich unter dem Lauensteiner Grundherren allein vorgetrieben wurde, einigten sich im Jahr 1551 alle drei Grundherren, zusammen mit anderen Interessierten um seine gemeinsame Finanzierung. Der Obere Bünau Stolln entwickelte sich zur Grundvoraussetzung für eine anhaltende, wenngleich auch technisch wenig anspruchsvolle Bergbauproduktion. Notwendiges Kapital für den Bergbau floss von den Gewerken aus der Region und von den Grundherren der drei Herrschaftsgebiete. Die Großgewerken, darunter der Grundherr von Bünau selbst, besonders aber Zinnhändler nutzten das Mittel des Verlages um Zusatzgewinne zu erwirtschaften und Risiken zu vermindern. Sie zahlten den Kleingewerken einen Geldvorschuss für die Bergarbeiten der mit einer vereinbarten Menge an erschmolzenem Zinn wieder beglichen werden musste, was nicht immer gelang, weil das Erz im Flöz ausblieb, Wassermangel in Pochwäschen herrschte oder andere Störungen vorfielen. Das führte zur Pfändung von Grubenanteilen und von Privatbesitz der Schuldner. Zwischen den Kleingruben kamen zahlreiche Probleme bei der Ausführung ihrer bergbaulichen Arbeiten auf. Dies betraf vor allem Durchschläge zwischen den Gruben, den Ablauf des Grubenwassers zu den Stolln, das Wassereinfallgeld für entwässerte Grubenfelder, die Bewetterung der Brandabbaue, die Abgabe des Stollenneuntels und die Ordnung bei der Erzaufbereitung in den Pochwäschen. All dies machte schließlich 1565 einen eigens verantwortlichen Bergmeister mit Berggeschwornen für das Teilrevier Zinnwald, neben jenen für Lauenstein, erforderlich. Spätestens jetzt wird auch das Bünauische Vasallenbergamt von Lauenstein nach Neugeising verlegt, wo der 1565 neu eingesetzte Bergmeister Hans Olbricht wohnt, während seine beiden Vorgänger in Lauenstein wohnten. Im Jahr 1591 wurde die bestehende Bergordnung des Grundherren revidiert und 1597 nochmals novelliert.
1618 bis 1660er Jahre
Die Montanproduktion wird durch den 30igjährigen Krieg und Plünderungen sowie Pest und Hungersnöte stark beeinträchtigt und geschwächt. Erschwerend kommen hinzu, dass der Obere Bünau Stolln mit dem Flözabbau erreicht ist, ein tieferer Stolln fehlt und bekannte Flöze beim Aufschluss in den Randbereichen der Lagerstätte vertauben. Man kann noch Restpfeiler in den Flözbahnen und auf den Gängen untersuchen und abbauen oder Haldenberge ausklauben. Um 1650 kommt der Zinnwalder Bergbau fast ganz zum Erliegen.
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Die Aufwendungen zur Erschließung neuer zinnerzführender Flözpartien werden spürbar höher und senken die Erlöse. Hinzu kommt 1617 ein einmaliges Hochwasserereignis, das in Altenberg und Zinnwald kurzzeitig die kontinuierliche Produktion unterbricht und hohen Reparaturaufwand verursacht. Ausdauernd lähmend auf die Montanproduktion wirken jedoch vor allem erhebliche Störungen im Wirtschaftsleben durch den 30igjährigen Krieg. Für das Jahr 1546 sind Plünderungen in Zinnwald durch die schwedische Reiterei verzeichnet. Hinzu kommt die verheerende Ausbreitung der Pest und kriegsbedingte Hungersnöte. Dass Altenberg nach dem Pingenbruch von 1624 als Großlieferant von Zinn plötzlich und auf lange Zeit ausfällt, gibt einen Vorteil für die übrigen kleineren Lagerstätten beim Zinnverkauf, sodass auch in Zinnwald weiter produziert wird.
1660er Jahre bis 1716
Unter nachkriegsbedingtem Fachkräftemangel erfolgt ein allmähliches Wiederanfahren der Montanproduktion. Grundlage für die Erreichbarkeit von Erzvorräten bleibt immer noch der Obere Bünau Stolln zur Entwässerung. Gegen Ende des Jahrhunderts wird die zunächst nur für den Stollnvortrieb effizientere Bohr- und Sprengarbeit eingeführt. Zur Erschließung tiefer liegender Bereiche der Lagerstätte wird im Jahr 1686 der Tiefe Bünau Stolln zur Entwässerung begonnen. Im Jahre 1704 erreicht der Tiefe Bünau Stolln das Flöz 1, Ende 1707 das Flöz 2, wobei es sofort zur Wiederaufnahme der nächstliegenden Grubenfelder kommt. Der Grundherr ließ die Bergordnung 1692 aktualisieren, 1710 mit gemachten Erfahrungen revidieren und die Bergverwaltung konnte fachlich stabilisiert werden.
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Der Ansatz eines tieferen Stollns im Jahre 1660 durch die Gewerken des Neubeschert Glück Stollns und der Betrieb eines Kunstgezeugs zeugen vom dringlichen Problem um die Entwässerung zur Erschließung tieferer Lagerstättenbereiche. Trotzdem muss man bis 1716 und darüber hinaus noch mit dem flächigen Flözaufschluss bis ins Niveau des alten Oberen Bünau Stolln auskommen, was die Produktion behindert und zugleich verteuert. Wie überall gelingt es, nach dem kriegsbedingten großen Verlust an Fachleuten aller Art neue Bergverständige heranzuziehen. Die Bergmeister kommen aus der Familie Eichler, wo das Wissen und die Erfahrungen seit 1570 weitergegeben werden können. Auch der 1692 antretende Bergmeister Johann Stephan saß vorher 2 Jahre als Vizebergmeister bei. In der Grundherrschaft Lauenstein wird von den Bünaus mittels enger Verbindungen zum landesherrlichen Montanwesen und dessen Leiter Abraham von Schönberg 1692 eine neue Bergordnung erlassen, die 1710 noch einmal revidiert wird. Beides ist Ausdruck dafür, dass der Grundherr darauf bedacht ist, dass die Leitung der Montanproduktion stabiler als im Krieg weiterläuft, was zumindest hinsichtlich der steigenden ausgebrachten Zinnmenge und der größeren Anzahl bebauter Grubenfelder in Erfüllung geht. Daraus fließen ihm wieder mehr Abgaben zu. Zur Stabilisierung der Montanproduktion tragen auch die Konzentration der Pochwäschen auf insgesamt neun Standorte bei gleichzeitiger Vergrößerung der einzelnen Anlagen bei. Weiterhin werden der Brandabbau sowie die Schlägel und Eisenarbeit gerade in Zinnwald durch eine frühe Einführung der Bohr- und Sprengarbeit vorerst beim Stollnvortrieb ergänzt. Entscheidend für die perspektivische Entwicklung des Montanwesens ist jedoch der Ansatz und Vortrieb des Tiefen Bünau Stollns im Jahr 1686, an dem sich abermals alle drei Grundherren beteiligen. Damit können später bereits sicher erkannte Zinnerzvorräte in den Flözen abgebaut werden. Die Gewerken kommen nach wie vor fast ausschließlich aus der Grundherrschaft und der benachbarten Region.
1716 bis 1763
Mit dem Aufschluss der Lagerstätte bis auf das Niveau des Tiefen Bünau Stolln und der Ausdehnung der von einer Zeche betriebenen Grubenfelder erlebt der Zinnbergbau eine zweite Blütephase. Neben der Gewinnung von Zinnerzen aus flachen Flözbahnen sowie steilen Gängen erfolgte nun auch der Abbau weiträumiger, gering vererzter Greisenkörper. In der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung machte die Zerteilung von Kuxen (Anteilsscheinen) die Finanzierung der Produktion jedoch aufwendiger. Die bislang stärkste Bewegung protestantischer Exulanten aus Böhmisch Zinnwald brachte notwendige Fachkräfte nach dem Lauensteiner Zinnwald und dem eigens für die Ansiedlung von Bergleuten gegründeten Georgenfeld auf kursächsischem Gebiet. Der alte Lauensteiner Zinnwald wird mit Berghäusern sowie östlich davon mit dem Ortsteil Neu-Zinnwald aufgesiedelt und erhielt 1717 den Gemeindestatus.
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Der Tiefe Bünau Stolln bewirkt auch auf den Flözen 3 bis 10 die Wiederaufnahme der nächstliegenden Grubenfelder und ermöglicht mit dem Abbau der großen Greisenkörper von Wunderlich Köpfen, Reicher Trost und Schwarze Wand zu beginnen. Entscheidend ist jedoch die im Jahre 1716 vom Grundherren zugelassene und unter seiner Mitbeteiligung vorgenommene Aufnahme der unbebauten Grubenfelder in der Hand der bis 1851 arbeitenden Gewerkschaft Vereinigt Zwitterfeld. Bisher waren Grubenfeldzusammenlegungen nur in wenigen Ausnahmen möglich, weil man freies Grubenfeld nicht für andere Interessenten blockieren wollte. Der Tiefe Bünau Stolln war zwar technisch für kleine Grubenfelder und ihre Gewerken erreichbar, aber es war wirtschaftlich nicht sinnvoll überall 30 m tiefe Schachtgesenke zu teufen, so dass sich ein Zwang zu größeren Grubenfeldern ergab. 1738 überschritt der Tiefe Bünau Stolln die Landesgrenze und war 1730 bis 1752 an der Westflanke vom Schacht Reicher Trost bis in das Gebiet des späteren Neuschachtes vorgetrieben. Damit ergaben sich mehrere Punkte für etwa 30 m tiefe Gesenke vom Oberen zum Tiefen Bünau Stolln, die zu den Ausgangspunkten für tieferen Flözabbau wurden (Schnöpfner, Brandkluft, Rainstein, Reicher Trost, u.a. Eine Zeit höherer Zinnproduktion begann. Wirtschaftlich waren die Gewerken stark von den Verlegern abhängig, die Geld für die Zechen vorschossen und später Zinn dafür verlangten. Die Gewerken trugen allein das Risiko hinsichtlich der unter den Verlagsverträgen zwingend notwendigen Erzaufschlüsse. Bei anhaltendem Grubenbetrieb kommt es wegen Kuxhandel und Erbteilungen automatisch zur Stückelung der Kuxe und zur steigenden Zahl der Gewerken, was die Finanzierung der Produktion aufwendiger macht. Mit den beiden böhmischen Grundherren kommt es zu erbittertem Streit um die Gewinne aus dem Betrieb des Tiefen Bünau Stollns, was sich in vielen Einzelaspekten niederschlägt, die Berggerichte beschäftigt, zur zeitweiligen Stollnverdämmung seitens der Lauensteiner Grundherren führt und letztlich nie geklärt wird. Schließlich beherrscht wirtschaftlich jeder Grundherr nur seinen Stollnabschnitt, so dass es bergtechnisch bedingte Probleme wie Wasserrückstau durch Sedimentation im Stolln sind, die erneuten Streit verursachen.
Die Ausweisung der böhmischen Protestanten bringt seit Mitte des 17. Jh. vereinzelt, ab 1718 häufiger und unter endgültigen Rekatholisierungsmaßnahmen der böhmischen Grundherren mit Jesuiten 1729 /30 eine große Zahl von Bergleuten mit einzelnen Handwerkern und Händlern nach dem Lauensteiner Zinnwald und nach Georgenfeld, die dort wohnhaft werden oder in benachbarte Orte weiter ziehen müssen. Bergarbeit und Grubenbesitz ist weiterhin für alle beiderseits der Grenze möglich und üblich. Hier hüten sich die böhmischen Grundherren im Interesse eigener Einnahmen vor weitergehenden wirtschaftlichen und persönlichen Repressalien gegen die herausgedrängten Bewohner. aus ihren Bergrevieren. Im Graupner und Biliner Zinnwald siedeln sich nur sehr langsam katholische Einwohner aus dem böhmischen Hinterland an.
Die Bergmeisterstelle in Neugeising wird 1730 mit Friedrich Gottlieb Richter besetzt und damit erstmalig mit einem auswärtigen Fachmann, der u.a. die Freiberger Stipendiatenausbildung genossen hatte und der vom landesherrlichen Dienst in den Vasallenbergbau wechseln kann. Technisch setzt sich das Bohren und Sprengen in Kombination mit anderen Hereingewinnungsarten durch, wo es möglich ist, besonders im Flöz- und Weitungsbau. Der Brandabbau ist auch wegen dem allgemeinen Holzmangel eingestellt. Die erfolgreiche Entwicklung auf der Hauptlagerstätte zieht einige Schürfversuche im Umfeld nach sich, die zum Aufschluss der Gruben Hoffnung Gottes und Gnade Gottes führen. Ab 1759 kommt es im Gefolge des Siebenjährigen Krieges zu einer Teuerung mit nachfolgendem kurzem Rückgang beim Zinnausbringen, wegen der massiven Störungen in der gesamten Wirtschaft.
1763 bis 1821
Diese Periode ist gekennzeichnet durch einen mehr oder weniger kontinuierlichen Zinnbergbau mit vorübergehendem Ansteigen der Zinnproduktion im Gefolge kriegerischer Auseinandersetzungen in Europa. Der Vortrieb des Tiefen Bünau Stolln zur Entwässerung tieferer Bereiche der Lagerstätte wird weiter fortgesetzt. Der Abbau von Zinnerz erfolgt auf allen Flözen, Gängen und Greisenkörpern bis auf das Niveau des Tiefen Bünau Stollns. Die von Bünaus verlieren 1821 nach etwa 300 Jahren die Grundherrschaft Lauenstein. Im Jahr 1813 befährt der an Zinngraniten und der Mineralwelt sehr interessierte Johann Wolfgang von Goethe den Tiefen Bünau Stolln.
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Der Bedarf an Zinn hält an, so dass relativ kontinuierlich produziert werden kann. Ein Rückgang beim Zinnausbringen ist für 1799 bis 1806 zu verzeichnen, was bereits auf den Einfluss des Zinns aus Cornwall und Dartmoor zurückgeführt werden kann. Die napoleonischen Kriege bewirken im Zuge der Kontinentalsperre Frankreichs gegen England einen starken Preisanstieg für Zinn, was ab 1810 vorübergehend zu einer Steigerung des Zinnausbringens und zur spekulativen Wiederaufnahme von Kleingruben führt. 1821 verlieren die von Bünau nach Konkurs und Versteigerung die Grundherrschaft Lauenstein an die von Hohenthal. Technologisch verändert sich nichts im gesamten Montanbetrieb. Wegen der relativ flachen, durch Hauptstolln aufgeschlossenen Lagerstätte wird die Förderung aufwärts in den Haspelschächten oder abwärts über Schachtrollen in diesen Schächten auf den Stolln bewerkstelligt. Die beim Gangbergbau übliche wasserkraftgebundene und auf den Werkstoff Holz beschränkte Schachtförder- und Wasserhaltungstechnik wird hier nicht benötigt. Lediglich bei der gesamten sächsischen Zinnverhüttung werden von A. G. Werner und Ortmann im Auftrag des Oberbergamtes genaue Untersuchungen geführt, mit dem Ziel die Schmelzöfen zu verbessern. Ab 1806 wird der nächsttiefere Hauptstollnansatz, der Tiefe Hilfe Gottes Stolln wieder belegt und auf die Grube Gnade Gottes ausgerichtet, deren Greisengänge am Troster Schacht 1825 gelöst werden. Im Jahr 1813 besucht der mineralogisch interessierte Johann Wolfgang von Goethe Zinnwald und Altenberg und befährt auch den Tiefen Bünau Stollen. Auch zahlreiche Naturforscher und Bildungsreisende besuchen die Gegend und tragen Beobachtungen zum Bergbau und der Lagerstätte zusammen.
1821 bis 1851
Der Einfluss der kapitalistischen Weltwirtschaft und ein Verfall des Zinnpreises sorgen für einen Rückgang der Produktion. Gleichzeitig kommt es erstmalig zu Quarz-, Glimmer- und Wolframitlieferungen aus der Zinnwalder Lagerstätte, welche aber die Defizite nicht ausgleichen und neue Produktionsperspektiven noch nicht ermöglichen können. Es herrschte kein Mangel an bauwilligen Gewerken, allein der niedrige Weltmarktpreis für Zinn auf den Metallhandelsplätzen machte bei der bisherigen Technologie die Zinnerzeugung für sie riskanter als bisher. Die seit Anfang der 1840er Jahre absehbare Liberalisierung der Montanproduktion über den Weg eines neuen Berggesetzes (1851, 1869) führte 1850 zu geordneten Auflösung der Vasallenbergbauverhältnisse.
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Nach der Zwangsversteigerung der Bünauschen Herrschaft Lauenstein übernehmen die von Hohenthal ohne eigene Erfahrungen im Vasallenbergbau die Grundherrschaft. Zugleich kommt wieder Zinn aus Cornwall in stärkerem Maße preisgünstig auf den Metallmarkt, so dass insgesamt auf die Dauer ein deutlicher Rückgang des Zinnausbringens in Zinnwald erfolgt. Mit dem gewerkschaftlichen Tiefen Hilfe Gottes Stolln und dem etwas höher und damit näher an den Flözen 1 bis 4 angesetzten grundherrschaftlichen Carl Anton Stolln versucht man ab 1840 tiefer reichende Flözbahnen der genannten Flöze zu erreichen, was bis 1851 wegen der nötigen Stollnlängen und der Finanzierungsprobleme nicht gelingt. Bei gleichbleibender Technologie, Zersplitterung der Produktion auf der kleinen Lagerstätte auf mehrere Gewerkschaften mit eigenen Pochwäschen und abnehmenden Erzvorräten war der Gewinn gering oder blieb aus und war in der Folge mit Zubußen verbunden.
Verschiedentliche Quarz- und Glimmerlieferungen sowie 1839 erste Wolframitlieferungen für metallurgische-chemische Versuche und die Farbpigmentherstellung werden zwar mit Interesse von den Gewerken und dem Vasallenbergamt registriert, aber es fehlt dafür noch der Massenbedarf. Mit dem seit 1840 absehbaren Ende der niederen Bergregalität für feudale Grundherren und der seit 1831 laufenden schrittweisen bürgerlich-kapitalistischen Umgestaltung des Steuerwesens verlieren die von Hohenthal finanzielle Vorteile, woraufhin ihr wirtschaftliches Interesse auf das eines Großgewerken und Rittergutsbesitzers zurückgefahren wird. Der Kapitalzufluss in Gestalt von Gewerken mit ihren Zubußen und Ausbeuterwartungen ist zumindest in Zinnwald bis 1851 fast ungebrochen, wenngleich sich die Kuxstückelung stark erhöht und deutlich weiter entfernt wohnende Kleingewerken beteiligt sind.
1851 bis 1876
Ab 05.01.1852 gilt in Sachsen eine Bergbauverfassung in der besonders das Verhältnis Unternehmer und Staat im Kapitalismus neu geregelt wird – das Inspektionsprinzip nach französischem Vorbild. Die Grubenvorstände und Revierausschüsse sind nunmehr für den gesamten Geschäftsbetrieb verantwortlich. Der kapitalistische Staat behielt die Bergaufsicht (Bergpolizei, Berginspektion). In der Übergangsphase bis 03.01.1869 bleiben zunächst noch technische Planungen bei den Bergämtern. Das wirkt sich zunächst positiv auf die nachfolgende kurze Konjunkturphase bis zur ersten weltweiten Überproduktionskrise 1857/59 aus. Mit den Auswirkungen dieser Krise und dem allgemeinen Sinken der Zinnpreise hielt die Zeit sehr schwieriger Produktionsverhältnisse weiter an. In dieser Zeit wird der Altenberg-Zinnwalder Zinnbergbau unter liberaler Bergbauverfassung weiterbetrieben. Der tiefe Hilfe Gottes Entwässerungs-Stolln wird bis in die Reichtroster Weitung durchschlägig und ermöglicht den weiteren Abbau des dortigen Greisenkörpers. Insgesamt kommt jedoch kaum ein wirtschaftliches Zinnausbringen zustande. Unterschiedliche Betreiber des Bergwerks spekulierten entweder auf einen gewinnträchtigen Absatz von Wolfram oder versuchten alle Rohstoffe wirtschaftlich zu fördern. Am Ende war jedoch kein Erfolg zu verzeichnen.
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Im Jahr 1852 erfolgt der Zusammenschluss aller acht verbliebenen Sächsisch-Zinnwalder Gruben zur Gewerkschaft Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald und die Wahl des Grubenvorstandes. Diese sinnvolle Konzentration der Produktion mit der Übernahme von böhmischen Grubenfeldern sowie des enterbten Tiefen Bünau Stollns führt trotz aller Euphorie der Gewerken nicht zu einem wirtschaftlichen Zinnausbringen. Eine Lieferung von Wolframit nach England 1854 blieb ein erster Bedarf. Der 1856 erfolgte Erwerb der gesamten Gewerkschaft Vereinigt Zwitterfeld durch den Wiener Kaufmann Josef Jakob gründet sich auf dessen genaue Kenntnis der Versuche zur Wolframstahlherstellung. Infolge dessen versucht er, den Rohstoff Wolframit in seine Hand zu bekommen und eine Bank dafür zu binden, wobei 1859/60 auch Wolframit verkauft wurde. Da eine Massenproduktion des Wolframstahles für Werkzeuge wegen anderer Stahlsorten und Schwierigkeiten bei der Qualität noch nicht notwendig war und zusätzlich ab 1858 die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise auftreten, endet J. Jacobs Unternehmen 1862 in einem Konkurs. Erst 1867 wird dessen Zinnwalder Montanbesitz versteigert und kommt wieder an eine einheimische kapitalschwache Gewerkschaft, die zwar alle Nutzminerale fördert und nach Möglichkeit verkauft, jedoch wegen allgemeinem Sinken der Zinnpreise und einer erneuten Krise sowohl beim Wolframit als auch den Nebenprodukten per Zwangsversteigerung aufgibt. Der Tiefe Hilfe Gottes Stolln wird 1856 entlang der Westflanke bis in die Reichtroster Weitung durchschlägig, bringt jedoch nicht die erhofften tieferen Erzanbrüche in den Flözen, ist aber Anlass für den Abbau von Greisenerzen in der Reichtroster Greisenzone. Die Wäschen werden konzentriert und technisch etwas verbessert hergerichtet. Die Kutterei auf Wolframit gelegentlich auch auf Glimmer und Quarz im Grubenversatz und in den Halden wurde zur Regeltechnologie neben dem Festerzabbau.
1876 bis 1910
Unter kapitalschwachen Betreibern wird die Zinnproduktion fast ganz eingestellt und die Wolframitgewinnung tritt in den Vordergrund. Starke Schwankungen der Wolframitpreise gestalten die Betriebsplanung als sehr schwierig und der bergbauliche Fokus lag zu allermeist auf der Halden- und Versatzkutterei. Hierdurch kamen noch Quarz- und Lithiumglimmer- Lieferungen als Nebenprodukte hinzu. Trotz einer Beschränkung auf die allernotwendigste Instandhaltung kam auch in dieser Periode kein wirtschaftlicher Erfolg zu Stande.
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Grube und Wäschen werden von einer einheimischen Gesellenschaft aus 6 Mitgliedern erworben, die den Umstieg vom Zinn auf das Wolframitausbringen bei fortgeführter Nebenproduktgewinnung schrittweise vornimmt. Die Masse der Erze stammt aus der einzig wirtschaftlichen Halden- und Bergversatzkutterei. Ab 1906 erfolgt ein Übergang zur Magnetscheidung von Zinnstein und Wolframit bei Vereinigt Zwitterfeld. Der Wolframitpreis war starken Schwankungen unterworfen, was die Betriebsplanung belastete. Ab 1890 kann und muss man wegen höherer Preise wieder Festerze gewinnen und aufbereiten. Eine Krise der Stahlproduktion kann man mit hohen Glimmerlieferungen ausgleichen, da sich Zinnwald als die einzige deutsche Rohstoffquelle für das Leichtmetall darstellte. In der Grube wurde technologisch nichts Wesentliches modernisiert und nur das Notwendigste in Stand gehalten. Die einfache nassmechanische Aufbereitung wurde auf Wolframitschlich verschiedener Qualitäten ausgelegt. Zwischen 1905 und 1910 bringt die nur kurze Zeit bestehende Grube der Hamburger Metallhändler Pels Gnade Gottes an der Landesgrenze über den neuen Rosa Pels Schacht aus dem Flöz 6 kurzzeitig erhebliche Mengen Wolframit aus. Dieses Grubenfeld fiel 1914 an Vereinigt Zwitterfeld.
1910 bis 1924
In dieser Zeit wird der Bergbau und die Aufbereitung in Zinnwald durch die beteiligten Unternehmen und Kapitalanleger technisch grundlegend modernisiert. Der Absatz für Wolframit ist durch Rüstung und Krieg sowie Werkzeugstahl und Glühlampenfäden gegeben. Auch Zinn wird im Krieg als strategisches Metall verwaltet. Mit der Übernahme des Grubenbetriebs durch die Stahlwerk Becker AG 1915 wird die bereits von Ing. P. E. W. Seifer und seinen englischen Kapitalanlegern begonnene umfangreiche Modernisierung des Bergwerks und der Wäschen vollendet. Der Bergbau samt Haldenkuttung wurde in großem Umfang auf die Wolframit- und Zinnsteingewinnung mit Kriegsgefangenen ausgerichtet und der Betrieb um zwei moderne Aufbereitungen erweitert. Kompressoren ermöglichten den Einsatz von Presslufthämmern für das Bohren von Sprengbohrlöchern und die Stollnförderung wurde gleisgebunden auf Benzolloks umgestellt. Ein starker Verfall der Wolframstahlpreise nach dem ersten Weltkrieg und der Wegfall billiger Arbeitskräfte führt zum Konkurs der Stahlwerk Becker AG und zum Betriebsstillstand in Zinnwald.
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Zunächst kaufte der Ing. P. E. W. Seifer Grube und Wäsche mit der Maßgabe sofort die Aufbereitung auf den maschinellen Stand der Zeit zu heben, was mit ersten Umbauten noch im Jahr 1910 geschah. Der Grubenbetrieb wurde auf Zinnstein und Wolframit ausgerichtet und vor allem die Verbesserung der Grubenförderung in Angriff genommen. Dringend notwendiges zusätzliches Kapitel beschaffte er mittels einer Bank von englischen Anlegern, einer Saxon Tin and Wolfram Mining Company. Mit Kriegsbeginn entledigte man sich der englischen Gewerken per hoher Zubuße, so dass 1915 die Stahlwerk Becker AG Grubenbetrieb Zinnwald die Kuxmehrheit übernahm, den gesamten Betrieb modernisierte, wegen der hohen Metallpreise eine Großproduktion unter Miteinsatz von Kriegsgefangenen aufzog und zwei moderne Aufbereitungen bauen ließ. Die Anbindung an das elektrische Überlandleitungsnetz machte den maschinellen Einsatz bis hin zu Kompressoren für Sprenglochbohrmaschinen möglich. Die Stollnförderung wurde auf Benzollokbetrieb umgestellt. Nach dem Krieg wurde unter dem Schutz der alten Reichsmark und zuletzt der Inflation in kleinerem Umfang weiter produziert. Mit dem Konkurs des Stahlwerkes kam der endgültige Betriebsstillstand der Grubenabteilung Zinnwald. Im 1. Weltkrieg arbeiteten weitere Firmen an der Wolframitgewinnung in Zinnwald für die Rüstung: Kriegsmetall AG Berlin (Haldenerz), Gewerkschaft Hoffnung Gottes Georgenfeld (Flöz), Gesellschaft für Grubenbetrieb m.b.H. in Geising (Schlacken) und die K. u. K. Militärbehörde Wien (Grube Böhmisch Zinnwald).
1924 bis 1934
Der Bergbau liegt auf sächsischer Seite still. Bis 1934 liegt der Betrieb in der Hand der metallurgischen Gesellschaft AG in Frankfurt/M., die aus aufgehaldeten Wäschsanden Lithiumglimmer für ihre Tochtergesellschaft Hans Heinrich Hütte Langelsheim gewinnt. Da ein Grubenbetrieb nicht wirtschaftlich war wird das Bergwerk zwischenzeitlich als Besucherbergwerk genutzt.
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Bereits seit 1923 hat sich eine Nutzung der Wäschsande für die Gewinnung von Lithiumglimmer ergeben. Die Metallgesellschaft Frankfurt a. M. pachtet zunächst für ihre Hans Heinrich Hütte in Langelsheim das verbliebene Montaneigentum, trat dann in die Bergbaurechte des Stahlwerkes Becker ein und verarbeitete nach Bedarf Wäschsand mittels Magnetscheidung. Das Endprodukt ist mit Lithium legiertes Bahnmetall für Gleitlager der Deutschen Reichsbahn. Als Nebenprodukt wird Bausand abgegeben. Ein Grubenbetrieb war beabsichtigt, wird jedoch aufgrund fehlender Wirtschaftlichkeit nicht aufgenommen. Die Grube Vereinigt Zwitterfeld samt Tiefer Bünau Stollen sowie Reichtroster und Schwarzwänder Weitung werden deshalb von 1931 bis 1934 vorübergehend als Schaubergwerk genutzt.
1934 bis 05.05.1945
Das Land Sachsen übernimmt die Bergbaurechte und es erfolgen untertägige Erkundungs- Aus- und Vorrichtungsarbeiten für eine anschließende Rüstungsproduktion von Wolframit, Zinnstein und Lithiumglimmer ab 1937. Eine neue zentrale Aufbereitungsanlage für Zinnwald und Altenberg (Schwarzwasser) wird errichtet und über eine Seilbahn mit den Gruben verbunden. Nach der Annexion des Sudetenlandes beginnen umfangreiche Erkundungsarbeiten im böhmischen Teil der Lagerstätte, einschließlich des Ausbaus eines neuen Zentralschachtes und der Errichtung einer modernen nassmechanischen Aufbereitung.
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Ab 1934 führt eine neue staatseigene (Freistaat Sachsen) Gewerkschaft Zinnwalder Bergbau Untersuchungsarbeiten in der Grube Zinnwald durch, um unter dem Mantel der Arbeitsbeschaffung von Anfang an geplante Rüstungsrohstoffe zu gewinnen. Von 1937 bis Anfang 1942 werden Zinn-und Wolframerze aus Restpfeilern der Flöze im deutschen Teil der Lagerstätte gefördert. Mit der Okkupation des Sudetenlandes erweiterte die Gewerkschaft Zinnwalder Begbau ihren Betrieb sofort auf die tschechische Seite und nimmt dort 1942 den neuen Militärschacht mit neuer moderner nassmechanischer Aufbereitung in Betrieb, wobei auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene eingesetzt werden. Die Metallgesellschaft Frankfurt/M. lässt nach einer Betriebsruhe ab Oktober 1940 wieder Wäschsande abbauen und verarbeiten, um nach einer Auflage des Reichswirtschaftsministeriums den deutschen Bedarf an Lithiumrohstoff für die deutsche Rüstungsindustrie decken zu können. Für die Metallgesellschaft wird ab 1943 noch einmal Greisenfesterz aus der Brandklüfter Greisenzone mit Zwangsarbeitern gewonnen, um das Lithiumglimmerausbringen sicherzustellen, weil die Wäschdsandhalden nahezu abgebaut sind und auch aus Spanien keine Lieferungen von Lithiumerzkonzentraten mehr möglich waren.
Mai 1945 bis 1990
In dieser Periode erfolgte nur auf dem tschechischen Teil der Lagerstätte ein Montanbetrieb in einem Staatsbetrieb. Die unter- und übertägigen Betriebsanlagen auf sächsischer Seite werden im Rahmen von Reparationsforderungen im Auftrag der sowjetischen Besatzungsmacht demontiert. Es folgen noch einmal Erkundungsaktivitäten auf Lithiumerze und auf Restvorkommen von Zinnerzen sowie Verwahrungs- und Sicherungsarbeiten.
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In der Grube Cínovec kann der Bergbaubetrieb nach der Verstaatlichung bis 1990 auf Zinnstein und Wolframit, zeitweilig auf Lithiumglimmer weitergeführt werden. Für den sächsischen Teil der Lagerstätte gibt es anfangs Überlegungen nicht nur in Altenberg, sondern auch in Zinnwald den Betrieb bis zur völligen Auserzung weiterzuführen. Angesichts der geringen Vorräte unterbleibt das. Schließlich werden alle unter- und übertägigen Betriebsanlagen auf sächsischer Seite nach kriegsbedingten Reparationsforderungen im Auftrag der sowjetischen Besatzungsmacht demontiert. Aus militärstrategischen Überlegungen heraus wird 1952 eine Bohr- und Kartierungserkundung auf tiefer liegende Greisenkörper mit Zinnwaldit angeschoben, jedoch erst 1960 mit dem Ergebnisbericht beendet. Eine zweite Erkundung dient der Einschätzung des Rohstoffpotentials der Lagerstätte und schließlich wird noch einmal die Frage nach der Zinnsteingewinnung aus Greisenerz für die Altenberger Aufbereitung untersucht. Zwischen 1969 und 1997 sind durchgängig flächige Verwahrungsarbeiten tagesnaher Grubenräume durch die Bergsicherung Dresden im Gange.
seit 1990
Nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands werden weitere Verwahrungsarbeiten durchgeführt. Die es neben bergschadenkundlichen Analysen sowie Projekten zur Montanhydrologie und Grubenwasserchemie noch. Im Jahr 1992 eröffnete das Besucherbergwerk Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald. Im Jahr 2019 wurde der ehemalige Neuschacht zu einem modernen Rettungs- und Lüftungsschacht rekonstruiert. Seit 2012 wurden auf dem sächsischen Teil der Lagerstätte Erkundungsbohrungen und Großprobenahmen für einen möglichen Abbau noch vorhandener Lithiumvorkommen durchgeführt.
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Begleitend zu den Verwahrungsarbeiten wurden bis 1992 Voraussetzungen für das bis heute betriebene, sehr interessante Besucherbergwerk geschaffen. Punktverwahrungen sind auch noch nach Abschluss der flächenhaften Verwahrungen nach 1997 notwendig. Nach dem Hochwasser 2002 beginnt 2005 die Planung zur kompletten Sanierung der Stollnwasserhaltung, die von der Bergscherung Freital 2007 bis 2011 bergtechnisch umgesetzt wird. Dabei gewonnene Erkenntnisse zu Wasserwegsamkeiten fließen in zwei Projekte zur Aufklärung der montanhydrologischen und hydrochemischen Verhältnisse ein, die 2011/14 und 2018/20 bearbeitet werden. 2012 bis Ende 2017 werden erneut und vertiefend Erkundungsbohrungen auf deutscher Seite angesetzt, um die geologischen Verhältnisse für die Gewinnung von Lithiumerzen genauer darzustellen. Dazu werden auch Großprobenahmen aus der Brandklüfter Greisenzone für Aufbereitungsversuche und Aufbereitungsplanung gewonnen. Auf dem tschechischen Teil der Lagerstätte beginnen ab 2012 ebenfalls geologische Nacherkundungen und Planungen zur Lithiumglimmergewinnung aus tiefer liegenden Greisenkörpern. 2017/19 wird eine sehr umfangreiche Bergschadenkundliche Analyse des Altbergbaus auf deutscher Seite und unter dem Grenzübergang im Ort erarbeitet. Das Besucherbergwerk ist gegenwärtig der einzige Zugang zur Lagerstätte und wird sowohl von den Erkundungsfirmen beiderseits der Landesgrenze als auch von Wissenschaftlern und Studenten als hervorragender geologischer Aufschluss einer granitgebundenen Zinn-Wolfram-Lithium-Lagerstätte für Probenahmen und Kartierungen genutzt.
Zeittafel
zur Bergbau- und Ortsgeschichte von Zinnwald
1200 bis 1731
um 1200 | Beginn der Besiedlung des Lauensteiner Gebietes, Gründung der Burg Lauenstein. |
vor 1240 | Abbau von Zinnerz bei Graupen (Krupka)/ Böhmen. |
vor 1300 | Besiedlung erreicht im Gebiet Fürstenau/ Fürstenwalde die Kammregion. |
um 1300 | Erste bedeutende Blüte des Graupener Zinnbergbaus. |
1378 | Erste Erwähnung des „Zinnwald“ in einer erzbischöflichen Bestallung im Teplitzer Urkundenbuch. |
1402 | Einfachste Bergarbeit (Zinnseifen) im Gebiet des oberen Seegrundes und am Bornberg in der Umgebung des späteren Böhmisch – Zinnwalds durch Lehnsherren der meißnischen Seite nachweisbar. |
1416 | Erwähnung einer Viehtrift und des Bergbaus in Obergraupen (Horni Krupka) gegen den Mückenberg zu. |
1422 | Verwüstung der Kammregion in den Hussitenkriegen, viele Siedlungen werden unbewohnbar. |
um 1440 | Entdeckung der Zinnlagerstätte Altenberg. |
1459 | Festlegung der Grenze zwischen Sachsen und Böhmen im Vertrag von Eger, welche die Zinnwalder Erzlagerstätte zweiteilte. |
nach 1450 | Bau des Aschergrabens aus böhmischem Quellgebiet über den Rosengrund bis nach Altenberg für die dortigen Erzmühlen. Anlegen von Wegen zwischen Graupen und Altenberg. |
1462 | Die Ansiedlung Neugeising erhält Stadtrecht. |
1464 | Der bürgerliche Montanunternehmer Hans Münzer wird Grundherr auf Lauenstein. |
1466 | Auf dem „Tzinnwalde“ werden erneut Zinnseifen genannt. |
ab 1510 | Gerodete Flächen (Wiesen) in Sächsisch-Zinnwald nachweisbar. |
1517 | Die Herrschaft Lauenstein kommt für 300 Jahre an die Familie von Bünau. |
1520 | Erwähnung einer Zwittermühle in Sächsisch-Zinnwald. |
1530/ 50 | Der Bergbau in Böhmisch-Zinnwald wurde zu fast zwei Dritteln von sächsischen Bergleuten aus der Gegend von Altenberg und Geising betrieben. |
vor 1540 | Vermutliches Fündigwerden im Bünauischen (Sächsischen-) Zinnwald. |
1546 | Erlass einer Bergordnung für Lauenstein durch die Grundherrschaft. |
um 1550 | Beginn der Blütezeit im Böhmisch-Zinnwalder Bergbau, die bis zum Ausbruch des 30-jährigen Krieges anhielt. |
1551 | Durchschlag eines Erbstollens von sächsischer Seite zur Grube St.Georg in Böhmen, wahrscheinlich der jetzige alte und obere (Bünau-) Stollen. |
1555/ 56 | Für Böhmisch-Zinnwald werden erstmalig und zweifelsfrei 14 Häuser erwähnt. |
1565 | Gründung des Bünauischen Bergamtes in Neugeising (zuvor hatte es seit 1475 seinen Sitz in Lauenstein gehabt). |
1570 | Für den „Bünauischen Zienwald“, der von Anbeginn an zunächst zu Neugeising gehörte, werden erstmals zwei Siedler genannt (diese Zahl hatte sich auch 1612 noch nicht erhöht). |
1577 | Böhmisch-Zinnwald zählt bereits 27 Hauswirte. |
1589 | Aufnahme eines neuen Stollens „uffn Zinwalte, neben Georgen Rotten mühlen“ unter dem Namen „Segen Gottes“ durch Rudolph von Bünau. |
1591 | Erlass einer grundrechtlichen Bergordnung für Neugeising. |
1596 | Bedeutende Erzanbrüche in Sächsisch-Zinnwald, die anschließend zur ersten Blütezeit des Bergbaus auf sächsischer Seite führten. |
um 1600 | Der obere Bünau-Stollen bleibt 23 Jahre lang wegen Rechtsstreitigkeiten mit den böhmischen Grundherren unbebaut. |
1612 | In der Neugeisinger Kirche wird das für Sächsisch-Zinnwald angeschaffte Häuerglöckel eingehängt. |
1640 | Die Pest wütet in der Kammregion. |
1646 | Plünderungen in Zinnwald durch schwedische Reiterei. |
um 1650 | Der Zinnwalder Bergbau ist durch die dem 30-jährigen Krieg nachfolgenden Hungersnöten und Epidemien fast ganz zum Erliegen gekommen. |
1651 | Der Bergflecken Sächsisch-Zinnwald besitzt 8 Häuser. |
1671 | Ortsgründung von Alt-Georgenfeld auf kurfürstlichem Grund und Boden durch böhmische Exulanten protestantischen Glaubens. |
1674 | Verleihung des Schankrechtes für Georgenfeld an den Altenberger Amtmann Zumbe („Grenzsteinhof“). |
1686 | Mit der Wiederbelebung des Bergbaus Beginn des „tieffen und Neuen Erb-Stollns“, der ‚ohnweit der Fischerischen Mühle an der Altenbergischen Straße‘ seinen Anfang nahm. Dieser Grubenbau wurde seit Beginn des 19. Jahrhunderts als „Tiefer-Bünau-Stolln“ bezeichnet und war wichtigster Stollen für alle Zinnwalder Reviere. |
1688 | 21 Steuerzahler (Ansiedler) in Sächsisch-Zinnwald. |
1690 | Die Einwohnerzahl ist auf 125 angewachsen. |
1692 | Erscheinen der Bünauischen Berg- und Hüttenordnung (wurde 1710 nochmals überarbeitet). |
1697 | Eröffnung des ersten Gasthofes in Sächsisch-Zinnwald („Sächsischer Reiter“) |
1712 | Der gesamte Rinderbestand von Zinnwald wird durch die Rinderpest vernichtet. |
1717 | Sächsisch-Zinnwald wird von Neugeising verwaltungsmäßig abgetrennt und politisch zur selbständigen Gemeinde erklärt. |
1728 | Gründung von Neu-Georgenfeld durch Ansiedlung von aus Böhmen vertriebenen Protestanten (Exulanten). |
um 1730 | Beginn einer erneuten Blüte des Zinnwalder Bergbaus, sie reicht, mit einer Unterbrechung um und nach dem Siebenjährigen Krieg, bis etwa 1785. |
1731 | Sächsisch-Zinnwald erhält eine eigene Schule. |
1731 | Die Familie des Fürsten Clary-Aldringen auf Teplitz kauft den bis dahin im Besitz der Stadt Graupen befindlichen Anteil von Böhmisch-Zinnwald und wird damit dritter Partner bei der Erzgewinnung aus der Zinnwalder Lagerstätte. |
1734 bis 1909
1734 | Einweihung der katholischen Kirche in Böhmisch-Zinnwald. |
1741/ 42 | Mehrfache Truppendurchzüge im österreichischen Erbfolgekrieg. |
um 1750 | Beginnender Abbau großer Erzstöcke (Greisenkörper), dabei Entstehen der Reichtroster und Schwarzwänder Weitung, Ausbringung von 2.100 Zentnern Zinn allein bei der Fundgrube „Reicher Trost“ in den Jahren 1777-1794. |
1752 | Vergleich der Grundherren von Bünau mit den böhmischen Fürsten Lobkowitz und Clary zum Verzicht auf das Stollenneuntel und zum gemeinsamen Betrieb der beiden Bünau-Stollen. |
1758 | Die Einflüsse des Siebenjährigen Krieges erreichen den Erzgebirgskamm, einige Gruben müssen den Betrieb einstellen. |
1766 | Gründung einer eigenen Knappschaft für Böhmisch-Zinnwald. |
1771/ 72 | Große Hungersnot im Erzgebirge durch Missernte; etliche Familien wandern auch aus Zinnwald aus. |
um 1780 | Anlage des Langen (oder Kirchen-) Teiches in Böhmisch-Zinnwald als Speicherbecken zur Versorgung der Pochwäschen mit Aufschlagwasser. |
nach 1790 | Starker Rückgang der Zinnproduktion. |
1809-1815 | Mehrfache Truppendurchzüge, Einquartierung, kriegerische Auseinandersetzungen und eine Rekrutierung für die napoleonische Armee brachten Leid, Drangsale und Lasten für die Bewohner von Zinnwald. Eine anschließende Hungersnot konnte nur durch staatliche Beihilfen gelindert werden. |
1810-1820 | Erneutes Ansteigen und Stabilisierung der Zinnproduktion durch die Kontinentalsperre. |
1813 | Goethe besucht Zinnwald und Altenberg (9.-11.07.) und befährt auch den Tiefen-Bünau-Stollen (Goethes Datierungen in seinem Zinnwald-Aufsatz, die mittlerweile korrigiert worden sind, waren eindeutig falsch, sein Aufenthalt erfolgte hier nicht vom 10. bis zum 12. Juli!). |
1821 | Zwangsversteigerung der Bünauischen Herrschaft Lauenstein, die Grafen von Hohental werden neue Grundherren. |
1825 | Der aus dem Häuerwassertal herangetriebene „Tiefe-Hilfe-Gottes-Stollen“ erreicht den Troster Tagesschacht von „Gnade Gottes in der Langen Gasse“. |
1832 | Tiefstand der Zinnproduktion. |
1839 | Neubau eines Schulhauses für Sächsisch-Zinnwald. |
1840 | Beginn der Auffahrung des Graf-Carl-Anton-Stollens aus dem Häuerwassertal zur Gebirgsuntersuchung des Zinnwalder Rosengrundes (Einstellung 1865). |
1840 | Mit dem Tiefe-Hilfe-Gottes-Stollen soll den Zinnwalder Gruben in tieferem Niveau Wasserlösung verschafft werden, um dadurch den Tiefen-Bünau-Stollen zu enterben. |
1843 | Der Bergflecken Sächsisch-Zinnwald hat 80 Häuser. |
1846 | Erstmals wurden größere Mengen Wolframerz gewonnen. |
1847 | Kurzzeitige Auffahrung des Leopold-Stollens nördlich von Zinnwald an der Häuerwasserbrücke durch die Grundherrschaft. Projekt zur Schaffung des tiefen Zinnwalder Stollens, bereits 1854 wieder eingestellt |
1851 | Verabschiedung des Sächsischen Regalbergbaugesetzes, damit auch Auflösung des Vasallenbergamtes in Neugeising; Ende des grundherrschaftlichen Einflusses auf den Bergbau von Zinnwald (1852). |
1852 | Zusammenschluss aller verbliebenen 8 Sächsisch-Zinnwalder Gruben zur Gewerkschaft „Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald“. |
1852/ 53 | Umbau einer alten Dorfschmiede zum Huthaus der Gewerkschaft „Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald“, seit 1983 Museum |
1853 | Der Tiefe-Hilfe-Gottes-Stollen ist mit dem Albert-Schacht durchschlägig geworden. |
um 1855 | Zum Teil Verlagerung des Grubenbetriebes in den böhmischen Lagerstättenteil und Abbau von Quarz für die böhmische Flaschenglasproduktion. |
1856 | Versteigerung der Gewerkschaft Vereinigt Zwitterfeld und Erwerb durch den österreichischen Kaufmann und Bankier Josef Jakob. |
1856 | Beendigung des Tiefe-Hilfe-Gottes-Stollens mit dem Erreichen der Reichtroster Weitung. |
1862/ 67 | Konkurs und Versteigerung des Jakobschen Besitzes, neuer Erwerber wird die Gewerkschaft „Metallbergbauverein Vereinigt Zwitterfeld“. |
1869 | Erstmals Gewinnung von Lithiumglimmer-Konzentraten. |
ab 1872 | Erneutes kurzzeitiges Einsetzen von verstärkter Wolframgewinnung, relativ kontinuierlicher Grubenbetrieb. |
1876 | Nochmaliger Besitzwechsel bei Vereinigt Zwitterfeld und eingeschränkter Grubenbetrieb durch sommerliche Haldenkutterei auf Wolframerze und winterlichen Abbau von Zinnerzen und Quarz. |
ab 1880 | Nach einem sprunghaften Anstieg der Wolframpreise völlige Umstellung des Grubenbetriebes auf Wolframerze: Klauben aus Halden und altem Versatz sowie Übergang zum Abbau wolframit-führender Flöze. |
ab 1890 | Förderung von Lithiumglimmer gewinnt an wirtschaftlicher Bedeutung. Zinnwald war bis 1945 die einzige deutsche Rohstoffquelle für das begehrte Leichtmetall Lithium. |
1893 | Neubau einer Schule für Zinnwald. |
1901 | Aufgewältigung des Neuschachtes. Einbau eines hydraulischen Widders und Errichtung eines Hochbehälters. Anfang einer zentralen örtlichen Wasserversorgung. |
ab 1904 | Sinken der Wolframpreise und Stagnation des Absatzes von Quarz, Verschlechterung der Betriebsergebnisse. |
1904/ 09 | Die Metallhändler Pels, Hamburg, muten das Grubenfeld „Gnade Gottes an der Landesgrenze“ und teufen den „Rosa-Pels-Schacht“ (später Grenzschacht) ab. Heranbringung des Josef-Stollens aus dem Rosengrund und Errichtung der modernen Pelswäsche. Kurzzeitig bedeutende Erzanbrüche. |
1906 | Übergang zur Magnetscheidung der Zinn- und Wolframerze bei Vereinigt Zwitterfeld. Der Tiefe-Hilfe-Gottes-Stollen ist verbrochen und der Betrieb stockt. |
1909 | Einweihung der evangelischen Kirche in Zinnwald (20.09.), bis zu diesem Zeitpunkt war Sächsisch-Zinnwald in Geising eingepfarrt. |
1910 bis 1994
1910 | Einstellung von „Gnade-Gottes an der Landgrenze“. Wilhelm Seifer kauft die Gewerkschaft „Vereinigt Zwitterfeld“ und führt eine radikale Modernisierung sowohl der Aufbereitung als auch des Grubenbetriebes durch, die 1915/ 16 abgeschlossen war. |
1913 | Das Huthaus von „Vereinigt Zwitterfeld“ (seit 1983 Museum) wird unter Denkmalschutz gestellt. |
1912/ 13 | Aus Kapitalmangel gründet Seifer die Gewerkschaft „Zinnwalder Bergbau“ deren Rechte bei der englischen Finanzierungsgesellschaft „Saxon Tin and Wolfram Mining Co. Ltd. London“ lagen. Nach vergeblichem Versuch Graf Lobkowitz zur Mitfinanzierung der Wasserhaltungskosten zu bewegen, Verdämmung des Tiefen-Bünau-Stollens an der Landesgrenze. Überflutung des böhmischen Grubenfeldes führte zu ernsten wirtschaftlichen Problemen. |
1915 | Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges Übernahme der Gewerkschaft „Zinnwalder Bergbau“ durch die Stahlwerk Becker AG (09.07.) unter Enteignung der englischen Besitzanteile. Das Wirken des kapitalkräftigen Stahlwerkes ermöglicht die volle Durchführung der Seifer’schen Pläne. |
1915 | Beschlagnahme der Lobkowitzer Gruben in Böhmisch-Zinnwald durch die k.u.k. Militärbehörde. Produktionssteigerung durch Zentralisation und Modernisierung. Der Köppenschacht wird erweitert und als „Militärschacht“ ausgebaut (Nutzung bis 1991, zuletzt als Schacht Cínovec I), Mitbeschäftigung von Hunderten von Kriegsgefangenen. |
1916 | Pachtung der stillgelegten Pelswäsche im Rosengrund durch die Kriegsmetall-AG Berlin und Ausbau zur modernen Aufbereitung. Zusammen mit der Stahlwerk Becker AG Gewinnung von Wolframkonzentraten, hauptsächlich aus der Haldenrückgewinnung. |
um 1920/ 21 | Beginn der Reduzierung des Gruben- und Aufbereitungsbetriebes durch sinkende Metallpreise und Angleichung des Metallmarktes auf Friedensproduktion, nachfolgend Beendigung des untertägigen Abbaus. |
1924 | Einstellung des Grubenbetriebes bei der Stahlwerk Becker AG, Betriebsabteilung Zinnwald (07.06.) und anschließendes Konkursverfahren. |
1926 | Übernahme des Betriebes und der Bergbaurechte von Sächsisch-Zinnwald durch Metallbank und metallurgische Gesellschaft AG in Frankfurt/ M. zur Sicherstellung des Rohstoffbedarfs für die Lithiummetall- und Lithiumsalzfabrikation ihrer Tochtergesellschaft Hans-Heinrich-Hütte Langelsheim am Harz (bis 1934) |
1931/ 34 | Die Grube „Vereinigt Zwitterfeld“ mit ihrem Tiefen Bünau-Stollen und der Reichtroster sowie der Schwarzwänder Weitung werden vorübergehend als Schaubergwerk genutzt. |
1934 | Übernahme der Bergbaurechte durch das Land Sachsen und Beginn untertägiger Erkundungs-, Aus- und Vorrichtungsarbeiten. |
1936 | Gründung der Gewerkschaft „Zinnwalder Bergbau“ für Sächsisch-Zinnwald (23.07.). |
1936/ 37 | Bau der Schwarzwasser-Aufbereitung gemeinsam mit der Zwitterstocks AG Altenberg. Ausbau des Schachtkomplexes Albert-Schacht mit Seilbahn zu dieser Zentralaufbereitung. |
1937 | Beginn des regulären Grubenbetriebes in Zinnwald. |
1939 | Nach der Annexion des Sudetenlandes beginnende Verlagerung der Produktion in den böhmischen Lagerstättenteil. 1940 käufliche Übernahme des Grubenbesitzes von Fürst Lobkowitz. |
1940/ 41 | Umfangreiche Erkundungsarbeiten im böhmischen Teil der Lagerstätte. Ausbau des Militärschachtes als Zentralschacht und Errichtung einer modernen nassmechanischen Aufbereitung (Neuanlage); Beginn des Einsatzes von Kriegsgefangenen. |
1942/ 43 | Auflage des Reichswirtschaftsministeriums, den deutschen Bedarf an Lithiumrohstoff für die Rüstungsindustrie zu decken. Ausbau der Glimmergewinnungsanlage der Metallgesellschaft Frankfurt/ M. und zusätzlich Abbau lithiumglimmerreicher Greisen in Zinnwald. |
1943/ 44 | Aufnahme des Grubenbetriebes im böhmischen Objekt „Militärschacht“. |
1944 | Anschluss der Gewerkschaft Zinnwalder Bergbau an die Sachsenerz-Bergwerks-AG Freiberg (Staatskonzern). |
1945 | Einmarsch sowjetischer Truppen aus Richtung Niklasberg (Mikulov) am 8.Mai; Ende des 2. Weltkrieges. |
1945 | Verstaatlichung des Bergbaubetriebes im tschechischen Teil der Zinnwalder Lagerstätte und Wiederaufnahme der Produktion (25.10.). |
1945/ 46 | Demontage der unter- und übertägigen Betriebsanlagen auf sächsischer Seite im Auftrag der sowjetischen Besatzungsmacht (Reparationsforderungen). |
1945/ 48 | Ausweisung der deutschstämmigen Bevölkerung aus den ehemals sudetendeutschen Gebieten auf der Grundlage der Beneš-Dekrete in der Tschechoslowakei. Etwa 30 bereits ausgewiesene deutsche Ingenieure und spezialisierte Bergleute der früheren Gewerkschaft Zinnwalder Bergbau unterstützten auf Wunsch der tschechischen Seite und mit Billigung der sowjetischen Militäradministration freiwillig die Einarbeitung der neuen tschechischen Grubenleitung in ‚Cinvald’ (1945/ 46). |
1953 | Zusammenschluss der Orte Zinnwald und Georgenfeld zur Gemeinde Zinnwald-Georgenfeld. |
1954/ 56 | Geologische Erkundung auf Lithiumerze im sächsischen Lagerstättenteil. |
1958 | Wiedereröffnung des örtlichen Grenzüberganges zur Tschechoslowakei. |
1967 | Beginn der bergmännischen Verwahrungsarbeiten im deutschen Teil der Zinnwalder Grube durch die Bergsicherung Dresden (Beendigung 1994). |
1978 | Produktionsbeginn im tschechischen neuen Lagerstättenteil Cínovec-Jíh (Süd). |
1987/ 89 | Geologische Erkundung auf Zinnerze im sächsischen Lagerstättenteil. |
1990 | Betriebseinstellung im tschechischen Grubenbetrieb Rudné doly Cínovec (21.11.). |
1992 | Eröffnung des Besucherbergwerkes „Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald“ (18.06.) |
1994 | Zinn-Georgenfeld wird durch die Gemeindereform ein Ortsteil der Bergstadt Altenberg. |